Napoleons Sturz und Rckkehr. Ii 80293.
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Preußen, die keineswegs parademig aussahen. Von allen verlassen, unterzeichnete Napoleon in dem nahen Fontainebleau seine Abdankung. Er nahm ergreifenden Abschied von seiner Garde, deren General, deren Fahne er kte, und trat die Reise durch das ihm jetzt feindselige Land an nach der Insel Elba, die man ihm als Wohnsitz und selbstndiges Frstentum angewiesen hatte. Seine alte Mutter teilte seine Verbannung.
Um dieselbe Zeit zog Ludwigs Xvi. Bruder, König Ludwig Xviii., in Paris, Papst Pius Vii. in die Ewige Stadt ein.
9. Die Herrschaft der hundert Tage 1815.
1. Whrend der Wiener Kongre die Grundlinien entwarf fr die knftigen Geschicke Europas, landete Napoleon, ehe man die Absicht ver-wirklichen konnte, ihn auf eine entlegenere Insel zu bringen, unerwartet an der provenzalischen Kste. Er vertraute auf die Miachtung, der die Bourbonen rasch anheimgefallen waren, und auf die Zwietracht, die Frank-reich veruneinigte und die bis vor kurzem den Kongre gespalten hatte.
Seine Marschlle und Krieger eilten ihm zu- von Kirchturm zu Kirch-trm flogen seine Adler bis auf die Kathedrale Notre-Dame. Ludwig Xviii. floh nach Brssel: Napoleon war wieder Kaiser der Franzosen. Aber er fhrte jetzt auch in Frankreich eine konstitutionelle Regierung ein mit Ab-geordneten- und Pairskammer, die beide ffentlich beraten sollten.
2. Zunchst gefhrdete die Wiederaufrichtung des Kaiserreichs nie-manden als die bourbonische Regierung. Von ihrem Vertreter lie sich der Kongre zum Einschreiten verleiten: er erklrte Napoleon feierlich fr einen Feind und Strer der Ruhe und Ordnung und bot die Heere der vier Gromchte gegen ihn auf. Die sterreicher und Russen kamen indes nicht zum Aufmarsch; die Englnder unter dem Herzog von Wellington, ihrem ruhmvollen Fhrer auf dem spanischen Kriegsschau-platz, und vor allem das preuische Volk in Waffen" unter Blcher und Eneisenau, sie haben allein dem Kaiserreich ein Ende bereitet.
3. Napoleons nchstes Ziel war, Frankreich vor feindlichem Einfall zu decken und durch neue Siege die kriegerische Begeisterung wachzurufen, die seinen Thron wieder volkstmlich machen, die Belgier und die Rhein-lnder auf seine Seite ziehen sollte: die Aufrufe an sie waren schon ge-druckt. Ehe beide verbndeten Heere sich vereinigen konnten, wollte er jedes einzeln schlagen und auf seine Anmarschlinie zurckwerfen.
Pauvre Landwehr, dernain tu ne seras plus/' spottete er voll Zuversicht, als er die Mtzen mit dem Blechkreuz erkannte. Sdwrts von Brssel griff er die Preußen an. Es waren gerade seine besten Soldaten, die unter seine Fahnen gestrmt waren; die Preußen waren zum Teil
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— 276 —
den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unseren Wohlstand; keinen anderen Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet Ihr getrost entgegengehen, um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag."
Gleichzeitig erging des Königs Aufruf „An Mein Kriegsheer" und der Aufruf zur Bildung der Landwehr und des Landsturms. Der Landwehr wurden die seldtüchtigen, unausgebildeten Männer vom 17. bis zum 40. Lebensjahre zugewiesen. Sie erhielt als Abzeichen ein Kreuz, das die Aufschrift trug: „Mit Gott für König und Vaterland." Der Landsturm umfaßte alle Männer, die irgendwie wehrfähig waren. Er hatte die Aufgabe, in der eigenen Heimat dem Feinde allen möglichen Schaden zu tun. So war jetzt das Heer „das preußische Volk in Waffen". Mit der größten Begeisterung eilte alles zu den Fahnen. Binnen zwei Monaten standen 270000 Mann zum Dienste des Vaterlandes bereit.
Die Kosten für die Bekleidung, Ausrüstung und Verpflegung der Truppen ließen sich nicht vollständig aus Staatsmitteln bestreiten. Da entbrannte ein beispielloser Wetteifer im Spenden freiwilliger Gaben; auch die Ärmsten wollten nicht zurückbleiben. Mehr als 100000 goldene Ringe, Ketten, Ohrgehänge und andere Schmucksachen wurden dargebracht. Für die Pflege der kranken und verwundeten Krieger bildeten sich Frauenvereine, an deren Spitze die Prinzessin Marianne von Preußen trat. Die allgemeine Begeisterung wurde noch gehoben durch die herrlichen Dichtungen der Freiheitssänger Theodor Körner, Ernst Moritz Arndt, Max von Schenkendorff und Friedrich Rückert.
3. Das Verhalten der deutschen und fremden Staaten, a) Deutschland. Von den deutschen Fürsten schlossen sich nur die Mecklenburger der Erhebung sogleich an; das nord- und westdeutsche Volk stand nicht auf. Befreiungsversuche in den Hansestädten waren durch Vandamme und Davout blutig unterdrückt worden.
b) Österreich verharrte in abwartender Stellung.
c) England trieb Schacherpolitik.
d) Schweden war im Bündnis mit Rußland, aber nid)t mit Preußen.
e) Dänemark blieb Napoleon verbündet.
§ 294. Der Befreiungskrieg (1813).
1. Der Fruhjahrsfeldzug der Preußen und Russen 1813.
Frankreich, Italien, Niederlande, Rheinbund, Dänemark gegen — Rußland und Preußen.
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— 282 —
in Lebensgefahr. Am 18. Juni wandte sich Napoleon gegen die Engländer, die unter Wellington bei Waterloo standen. Napoleon hatte bei dem Meierhose Belle-Alliance Stellung genommen. Wellington wäre geschlagen worden, wenn nicht Blücher noch zuletzt in den Kamps eingegriffen hätte. Bei der Verfolgung, die Gneisenau übernahm, fiel Napoleons Wagen samt Hut und Degen in die Hände der Preußen.
Zum zweitenmal zogen die Verbündeten in Paris ein. Durch englische und russische Vermittelung brauchte Frankreich nur einige unbedeutende Grenzplätze abzutreten; es behielt das Elsaß, trotzdem Preußen darauf drang, die deutsche Westgrenze zu verstärken; nur das Saarbecken und Landau mußte es abtreten, ersteres an Preußen, letzteres an Bayern. Dazu wurde ihm eine Kriegsentschädigung von 700 Millionen Franken auferlegt und mußte bis zu deren Bezahlung ein Besatzungsheer einige Jahre verpflegen. — Die geraubten Kunstschätze wurden ihm abgenommen. Ludwig Xviii. kehrte wieder als König von Frankreich zurück.
Der geschlagene Kaiser eilte nach Paris, dann nach Nochefort; hier begab er sich aus ein englisches Kriegsschiff, das ihn aus Befehl der Monarchen nach St. Helena brachte, wo er bis zu seinem Tode (1821) scharf bewacht wurde. Seine Leiche ruht seit 1840 im Dome der Invaliden zu Paris.
6. Die heilige Allianz. Am 26. September 1815 schloffen die Herrscher von Preußen, Rußland und Österreich die „heilige Allianz", wodurch sie sich verpflichteten, nach den Vorschriften der christlichen Religion einander wie Brüder beizustehen und ihre Völker wie Väter zu regieren. Die meisten anderen europäischen Fürsten traten dem Bunde bei.
Nach Napoleons Rückkehr von Elba verlor er zwar gegen diesen die Schlacht bei Ligny, erschien aber rechtzeitig in der Schlacht bei Waterloo, verfolgte die Franzosen bis Paris und nahm am zweiten Einzuge in die französische Hauptstadt teil. König Friedrich Wilhelm Iii., der ihn znm Feldmarschall und Fürsten von Wahlstadt ernannt hatte, schuf eine besondere Ordensauszeichnung für ihn, ein Eisernes Kreuz in einem Stern mit goldenen Strahlen. Nach den Freiheitskriegen nahm Blücher seinen Abschied vom Heere und zog sich auf sein Gut in Schlesien zurück, wo er im Alter von 77 Jahren 1819 starb. Unter dem Namen „Marschall Vorwärts" lebt er in der dankbaren Erinnerung des Volkes fort.
Blüchers treuester Gehülfe in den Befreiungskriegen war sein Generalstabschef Graf Gneisenau, derselbe Offizier, der Kolberg so rühmlich verteidigt hat. Die Siege des Feldmarschalls waren größtenteils ein Werk seiner tiefdurchdachten Kriegspläne. Blücher erkannte die Verdienste Gneisenaus oft und gerne an und nannte ihn seinen Kops. Nach den Freiheitskriegen war er noch in verschiedenen hohen Kommandostellen tätig und erlangte die Würde eines Feldmarschalls. Er starb 1831 zu Posen im Älter von 71 Jahren.
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— 330 —
gekommen. Daher verließ er plötzlich Ägypten und kehrte, von einigen seiner Getreuen begleitet, unerwartet nach Frankreich zurück.
4. Bonaparte erster Consul. — Von dem Jubel des Volkes empfangen, eilte er nach Paris. Das Ansehen der Männer an der Spitze des Staates verschwand vor dem Glanze seines Ruhmes. So wurde es ihm leicht, dieselben zu verdrängen. Mit Hilfe der ihm begeistert anhängenden Truppen stürzte er, vor einem gewalttätigen Angriff auf die Staatsverfassung nicht zurückschreckend, die bisherige Regierung und machte sich unter dem Namen eines ersten Consuls zum Oberhaupte des Staates. Nun trat nach den langen Revolutionsstürmen innere Ruhe ein, und festere Ordnung kehrte wieder; denn Bonaparte führte das Regiment mit kraftvoller Hand. Manche wohlthätige Einrichtungen gingen von ihm aus. lind die äußeren Feinde Frankreichs, welche sich, während er im fernen Ägypten kämpfte, abermals erhoben hatten, bekamen von neuem die Schärfe seines sieggewohnten Schwertes zu fühlen. Mit Heeresmacht ging er über die Alpen nach Italien und schlug die Österreicher entscheidend aufs Haupt. Hierdurch wurde auch dieser Krieg glücklich für Frankreich beendigt und sein Gebiet vergrößert. Unser Deutschland mußte in dem Frieden zu Lüneville (1801) alle die schönen Provinzen auf der linken Rheinseite an Frankreich förmlich abtreten.
124. Dev Kaiser Napoleon I.
1. Bonap artes Kaiserkrönung 1804. — Bonaparte war nun der Beherrscher des mächtigsten Reiches in Europa. Nur die fürstliche Krone fehlte ihm noch, daß er in die Reihe der Kaiser und Könige als ihresgleichen eintrete. Auch diesen Schmuck
wollte der Ehrgeizige besitzen. Er ließ sich daher, nachdem er
5 Jahre die Consulswürde bekleidet, als Napoleon I. zum erblichen Kaiser der Franzosen ausrufen. Der Papst mußte eigens von Rom nach Paris kommen, ihn salben und die Krone segnen, welche er sich auf das Haupt setzte. So hatte die Republik nach kurzem Bestände ihr Ende gefunden: in Frankreich, welches
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102 Von dem Sturze Napoleons I. bis zur Erneuerung des Deutschen Reiches-
dringlicher und verletzender Weise wiederholte, verweigerte ihm der König die Audienz und verwies ihn an das Ministerium der auswrtigen Angelegenheiten.
Am 19. Juli lie die franzsische Regierung der preuischen die Kriegserklrung berreichen.
Gerade sechzig Jahre vorher, am 19. Juli 1810, war des Knigs Mutter, die unvergeliche Knigin Luise, gestorben. König Wilhelm begab sich an dem doppelt wichtigen Tage in das Mausoleum zu Charlotten-brg, um am Grabe seiner Eltern zu beten.
Zueilte war's vor sechzig Jahren," Leise seine Lippe spricht,
Als ich sah zum letztenmal Meiner Mutter Angesichti
k^eute war's vor sechzig Jahren, Als ihr deutsches Herze brach Um den Hohn des bsen Feindes, Um des Vaterlandes Schmach!
Jene Schmach hast du gerochen Lngst, mein tapfrer Dater, du,
Aber Frankreich wirst aufs neue Heute uns den Handschuh zu!
Wieder sitzt ein Bonaparte Rnkevoll aus Frankreichs Thron, Und zum Kampfe zwingt uns heute Wieder ein Napoleon!
Tret' ich denn zum neuen Kampfe Wider alte Feinde ein,
Dann soll's mit dem alten Zeichen, Mit dem Kreuz von Eisen sein!
Der (Erlsung heilig Zeichen Leuchte vor im heil'gen Krieg, Und der alte (Sott im Himmel Schenk' dem alten König Sieg!
Blicke segnend, Mutterauge,
Dater, sieh, dein Sohn ist hier, Und auch du, verklrter Bruder, Beute ist dein Herz bei mir!"
Leise weht es durch die Halle, König Wilhelm hebt die Hand, All' die goldnen Sprche funkeln Siegverheiend von der Wand.
Zu Chartottenburg im Garten Aus dem dstern Fichtenhain Tritt der König hoch und mchtig,
Um sein Antlitz Sonnenschein!
Der franzsische Kriegsminister hatte erklrt, Frankreich sei zum Kriege vollkommen gerstet. Dies war nicht wahr. Es fehlte an Ausrstung fr die Truppen, an Karten der Grenzgebiete, an Lebensmitteln fr Soldaten und Pferde. Als Kaiser Napoleon bei der Armee eintraf, fand er keinen einzigen Truppenkrper vllig kriegsbereit. Preußen und der Norddeutsche Bund waren dagegen vollstndig auf den Krieg vorbereitet, als er erklrt wurde; die sddeutschen Staaten stellten ihre Truppen unter Preuens Oberbefehl:
Schwaben und Preußen Hand in Hand,
Der Nord, der Sd ein Heer!
Was ist des Deutschen Daterland ?
Wir fragen'? heut' nicht mehr!
(Ein (Seist, ein Arm, ein einz'ger Leib,
(Ein Wille sind wir heut'!
Hurra, Germania, stolzes Weib,
Hurra, du groe Zeit!
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Frankreich Deutschen_Daterland
318
Wallensteins
Wieder-
erhebung.
testanten einige Kirchen überlaffen. Der Kurfürst wollte nicht ganz mit
dem Kaiser brechen und konnte es Gustav Adolf nicht verzeihen, daß
dieser die Leitung der protestantischen Angelegenheiten übernommen hatte.
Auch Arnim haßte die Schweden, und auf die heimlichen Vorstellungen
seines alten Waffengefährten, des Herzogs von Friedland, eingehend,
unterließ er den verabredeten Zug nach Mähren und Oestreich. Nur
Furcht vor dem Sieger bei Breitenfeld hielt den zaghaften und doch so
hochmüthigen Johann Georg von Sachsen ab, mit den Schweden zu
brechen.
Die Macht der Liga war gebrochen. Viele Mitglieder derselben
waren ihres Landes beraubt, und um den Bund unbekümmert suchten
sie durch engen Anschluß an Oestreich oder Frankreich Rettung. Dage-
gen handelte Gustav Adolf als mächtig gebietender Protektor des prote-
stantischen Deutschlands. Als solcher hatte er sich in den eroberten
Ländern huldigen lasten. Mit 15,000 Schweden war er über die Ostsee
gekommen, und jetzt gehorchte mehr als das halbe Deutschland seinem
Willen, aus England und Schottland erhielt er Söldner, Frankreich
zahlte ihm den Sold. Als er im Glanze des Sieges Deutschland durch-
zog, da stellte sich ihm Richelieu, der ihn zur Landung in Deutschland
aufgefordert hatte, mit listig gewebten Ränken entgegen. Richelieu suchte
das deutsche Reich zu spalten und zu entzweien, die Stände gegen den
Kaiser zu waffnen, den Kaiser gegen die Stände zu Hetzen, um über
das Reich zu gebieten. Der Kardinal-Minister glaubte die Liga nicht
völlig sinken lasten zu dürfen, damit Schweden nicht allzumächtig werde.
Aus diesem Gesichtspunkte soll er dem Kurfürsten von Baiern die Krone
des Reiches und den Schutz Frankreichs gegen die schwedischen Waffen
haben anbieten lasten; dann brachte er eine Neutralität zwischen dem
Kurfürsten und Gustav Adolf in Vorschlag; der Neutralitäts-Vertrag
wurde zwar zu Mainz geschlossen, blieb aber ohne Bedeutung.
Vor einem Jahr hatte Ferdinand Ii. vom adriatischen Meere bis
zur Ostsee geherrscht; jetzt waren seine Truppen aus zwei Drittheilen
Deutschlands vertrieben, Böhmen war von seinen Feinden besetzt, sein
Heer muthlos, die Kassen erschöpft. Vom Osten her drohte ein neuer
Kampf mit den Osmanen; in Oestreich regten sich die Stände und for-
derten Gewissensfreiheit und die entrissenen Kirchen; in dem Lande ob
der Ens drohten die Bauern den früheren Aufstand zu wiederholen.
Während dieses Umschwunges der Dinge, welcher die vieljährigen Be-
strebungen der katholischen Partei vernichtete und die Macht der Prote-
stanten hob, lebte Wallenstein mit königlicher Pracht an seinem Hof-
lager zu Gitschin. Er war mit der Aufführung prächtiger Gebäude, mit
neuen Gartenanlagen und der Verbesserung seiner weitläuftigen Besitzun-
gen beschäftigt und vertiefte sich ganze Nächte hindurch mit dem Italie-
ner Seni in astrologische Studien. Er hatte einen Oberhofmeister und
vier Kammerherrn, sechzig Edelknaben aus den vornehmsten Häusern,
alle in hellblauem, mit Gold gestickten Sammet gekleidet. Fünfzig reich
gekleidete Hellebardiere bildeten seine Leibwache; 3 00 auserlesene Pferde
standen in seinen Ställen und fraßen aus marmornen Krippen, und in
50 sechsspännigen Kutschen saß das Gefolge, wenn er seine Güter be-
suchte. Wallenstein sprach wenig und lächelte selten und auch von seiner
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Extrahierte Ortsnamen: Schweden Friedland Breitenfeld Frankreich Deutschlands England Schottland Frankreich Deutschland Deutschland Baiern Frankreichs Mainz Ostsee Deutschlands Oestreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Gründung fester Plätze. 53
deckung zu Entdeckung. In Sibirien aber zog der kleine Zobel den Kosaken
weiter nach Osten und führte ihn schließlich bis zum Beriugsmeer.
Damals war die goldene Zeit des sibirischen Pelzhandels, und man
erzählt sich, daß die nachströmenden Promyschleniks, die den amerikanischen
„Voyagenr" vertraten, den Jakuten die Zobel gegen eiserne und kupferne
Kessel abzuhandeln pflegten — so viele Felle für das Geschirr, als dieses
bis an den Rand gefüllt fassen konnte.
Handelskarmvane am Ixtjjsch.
Es ist nicht mehr als natürlich, daß alle günstigen Verhältnisse zunächst
auf die Stellung der Strogonow zurückwirken mußten, die zwischen Rußland
und Sibirien in der Mitte saßen, und denen nun reife Früchte in Menge
in den Schoß fielen. Sie hatten vollen Anspruch daraus; sie waren es,
die Jermak nach Sibirien gesandt, die ihn unterstützt, die in der Schlacht
am Tobol an seiner Seite gekämpft hatten.
In die Hände der Strogonow wnrde vom Zaren der ganze Handel
Sibiriens gelegt, der ihnen königliche Reichtümer einbrachte.
So kam es, daß schon zu Ende des 17. Jahrhunderts die bedeutendsten
Geschlechter Rußlands mit den Strogonow verschwägert waren.
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Albrecht Ii. Friedrich Hi.
125
hierauf das Elsa ohne vorausgegangene Kriegserklrung an das Reich mit Feuer und Schwert zu verheeren. Als Gruud ihres Feldzugs in Lothringen und im Elsa gaben die Franzosen cm, sie wollten fr die deutsche Freiheit und den deutschen Adel gegen das Haus Habsburg fechten, auch mten sie not-wendig das Land bis an den Rhein haben. Hiebei, meinte Karl Vii., frchte er sich weniger vor den deutschen Frsten1 als vor den deutschen Brgern und Bauern. Es war somit damals mit der Wacht am Rhein seltsam bestellt. Erst im Jahr 1445, als die deutschen Bauern en Landsturm aufgeboten hatten; als der deutsche Kriegsgesang ertnte; und selbst die Frauen auf ihren Bittgngen an die heiligen Orte Kriegslieder erschallen lieen, zog sich der Franzose aus den greulich verwsteten deutschen Gauen der die Grenze zurck, auch auf dem Rckzug voll heidnischer Grausam-feit": die Franzosen nagelten die Leute an Hnden und Fen an die Wnde, verbrannten viele hundert Personen, schnitten den Bauern, die ihr Geldversteck nicht gleich angaben, Riemen aus der Haut oder brieten sie und lieen sie dann mit ihren Brandwunden wieder laufen.
4. Dies war der erste franzsische Angriffskrieg auf das linke Rheinufer gewesen, der den angeblichen Zweck gehabt hatte, die deutsche Libertt gegen das Haus sterreich zu verteidigen," ein Schlagwort, das wie jenes von Frankreichs natrlichen Grenzen" von jetzt ab eine groe Rolle spielt. Dort die gleinerischen Franzosen, hier die gutmtigen Deutschen; dort das Volk, das um jeden Preis das erste in Europa werden will, hier dasjenige, welches im Begriffe steht, seine Stellung in Europa zu ver-lieren. Dort ein einheitlich regiertes Volk, das seinen König sast anbetet, hier ein zersplittertes Reich und ein miachtetes Kaisertum. Fr Frankreich war jener erste Spaziergang an den Rhein von groem Nutzen; denn die Franzosen hatten sich nun aus eigener Anschauung ein Bild von Deutschlands Zerfahrenheit machen und die Art und Weise kennen lernen knnen, wie man die deutschen Fürsten erobern msse. Entfernte Eroberungen hielt man fr weniger ge-eignet, und so wandte man unverrckt seine Blicke ostwrts auf Deutsch-
1 Naiv genug klingt es, wenn ein deutscher Kanonikus dem andern schreibt: Was, lieber Herr, die schndlichen Franzosen im Reich zu tun haben, mag ich frwahr mt erkennen und ich meinete, man solle alle vertreiben aus dem Reut). Jcat stno diese Worte deshalb, weil von reichswegen rein nichts geschah. D:e deutschen Fürsten waren zwietrchtig, und sahen der eine viel lieber den Schaden als den Nutzen des andern, ja manche aus dem hohen und nieder Adel suchten bte franzsische Freundschaft und fhrten die Fremden lblich und williglich in ihre Herrschaft, schon aus Hap gegen die Städte. Und nicht genug damit, sie weigerten sich auch, obwohl der Reichs-krieg gegen die Franzosen beschloffen worden war, Truppen zu stellen, und knpften zur Vermeidung christlichen Blutes" Jj) mit den Franzofen Unterhandlungen an.
233
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Ii Albrecht Friedrich_Hi Friedrich Elsa Karl_Vii Karl Hap
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Elsa Haus_Habsburg Rhein Rhein Frankreichs Europa Europa Frankreich Rhein Deutschlands
Erfüllung.
43
(Mit Genehmigung der Kunstanstalt F. & 0. Brockmann’s Nachf. R. Tamme, Dresden.)
Fig. 65. Johannes Schilling, das Niederwald-Denkmal. 1877—1883.
Auf mächtigem Unterbau und hohem Sockel thront die Germania, sie hält die,Kaiserkrone, die Errungenschaft des Krieges von 1870—1871, empor. Ihre Höhe beträgt bis zum Scheitel 10,60 m. Unten am Sockel übergibt der Rhein der Mosel das Wächterhorn, fortan soll sie die Grenzwacht üben. An den Ecksockeln des Unterbaues der Krieg mit Schwert und Kriegsposaune und der Friede mit Füllhorn und Friedenszweig. Zwischen diesen Figuren das Hauptrelief „Die Wacht am Rhein“: Kaiser Wilhelm umgeben von den Führern des Heeres und seinen Kriegern. An den Seiten die Reliefs „Abschied“ und „Heimkehr“, Fig. 62 und 63. — Die Germania selbst auf der letzten Seite des Umschlags.
6*
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Extrahierte Personennamen: Tamme Johannes_Schilling Wilhelm
— 309 —
dieser wunderbaren Begebenheiten an, wandte sich nun
das Kriegsglück ganz auf die Seite Frankreichs, und
indem die Jungfrau noch immer bei den Truppen des
Königs blieb und mit in die Schlacht ging, war es nur
um fo trauriger, daß sie nach der großen Wohlthat, die
sie dem Vaterlande durch seine Rettung erwieß, ein herz-
zerreißendes Ende fand. Von den Engländern gefangen
genommen, wurde sie in Rouen vor ein Gericht franzö-
sischer Gottesgelehrten gestellt, die auf englischer Seite
waren, und von ihnen als eine Zauberin zum Tode ver-
dammt und auf dem Markte zu Rouen verbrannt, im
Jahr 1431, ohne daß die undankbaren Franzosen sie zu
retten suchten. Dennoch blieben sie nun in dem Besitze des
Kriegsglückes, und in der zweiten Hälfte des fünfzehnten
Jahrhunderts war Frankreich nicht nur von den engli-
schen Kriegsheeren wieder befreit, sondern der König
von Frankreich kam nun auch wieher in den Besitz der-
jenigen Landschaften von Frankreich, welche früher zu
dem Königreich England gehört hatten, wie der Nor-
mandie und anderer. Auf wunderbare Weise hatte sich
also das Königreich Frankreich von seinem nahen Unter-
gang wieder erhoben, und nachdem es Karl Vii. noch
bis zum Jahr 1461 beherrscht hatte, überließ er es sei-
nem Sohn, Ludwig Xi., welcher durch Staatsklugheit
und Grausamkeit berühmt ist, und sein neugegründetes
Königreich so beherrschte, daß er die Gewalt der Gro-
ßen vernichtete und zuerst als ein despotischer König
erscheint, bis wiederum sein Sohn, Karl Viii., als
Zeitgenosse des deutschen Kaisers Mapimilianl. im Jahr
1492 zuerst einen Zug nach Italien, zur Eroberung des
Königreichs Neapel machte, dessen Folgen schon in die
neue Geschichte gehören. — Und während so in der letz-
ten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts am Schluß des
Mittelalters Frankreich die despotische Regierung Lud-
wigs Xi. erfahren mußte, während dem war auch England
durch einen inneren schrecklichen Krieg zerrissen, welchen
die Familien Aork und Lancaster, welche Zweige der kö-
niglichen Familie waren, und welche beide nach der engli-
schen Krone strebten, mit einander führten. Dieser Streit,
welcher auch wegen der Wappen der Streit der weißen
und rorhen Rose heißt, begann, indem gegen Heinrich Vi.,
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vii Karl Ludwig_Xi Ludwig Karl_Viii Karl Heinrich_Vi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Rouen Rouen Frankreich Frankreich Frankreich England Frankreich Italien Frankreich England